Let’s kick – Fußball auf dem Bolzplatz ist die wahre Freude am Spiel

Ballspiel und BolzplatzBallspiel einer Hamburger Schule in Ohlstedt © Norbert Schmidt

Der Bolzplatz, das ist ein mystischer Ort an dem viele ihre Fußballjugend verbracht hat. Als Bolzplatz selbst kann so alles herhalten was es gibt. Das absolute must have sind eigentlich nur Fußbälle, denn alles andere findet sich. Die Bodenverhältnisse sind so egal wie das Wetter, Regen, Schlamm, knallige Sonne, Staub und Hitze. Wie viele Spieler kicken, mit oder ohne Torwart – egal. Schiedsrichter – wer ist denn das? Spielregeln – ja, die gibt es, aber fast immer ziemlich eigenwillige kreative. Sie sind von Platz zu Platz und den beteiligten Teams verschieden. Auch spielen einem drei gegen fünf. Oder nur die eine Mannschaft hat ein Team.  Auch die Toranzahl ist flexibel. Da wird auch einmal nur auf ein gemeinsames Tor gespielt Auch die Torbreite wird situativ festgelegt und als Torbegrenzung dienen Stöcker oder Kleidungsstücke.

Für Sport und Bewegungen sorgen in Hamburg über 130 offizielle Ball- und Bolzplätze. Sie liegen innerhalb von Wohngebieten, sind Teil von städtischen Grünanlagen von Schulhöfen. Ihre Benutzung ist grundsätzlich frei. Bolzplätze können auf den Schulhöfen natürlich nur außerhalb der Unterrichtszeiten genutzt werden. Ansonsten gelten die Benutzungszeiten (Lärmschutz). Sehr viele Ballplätze sind mittlerweile mit einem vernünftigen Bodenbelag, Begrenzungslinien, festen Toren und hohen Fangzäunen für die Bälle gut ausgestattet. Sie sind zwar nicht so romantisch wie wilde Bolzplätze, aber dafür viel funktioneller und spielerfreundlicher. 

Hauptsache es macht Spaß

Der gemeinsame Nenner beim Straßenfußball ist stets die Freude am Spiel als solchem. Man trifft sich mit Freunden, Klassenkameraden, Bekannten, Kollegen oder mit zufällig anwesenden. Teams bilden sich nicht selten spontan und auch die Teamstärken werden ausgeglichen. Der gemeinsame Nenner ist die anarchistische Freude am Kicken, das spielen um des Spieles willen. Deshalb wird häufig darauf geachtet, dass die Teams in etwas gleichstark sind. 

Straßenfußball an lauen Abenden im Sommer, Samstagsnachmittags – wenn lähmend die Hitze an über dem Platz liegt und die Luft flimmert oder bei frischen 14 Grad im Herbst – wenn der Boden feucht und rutschig ist. Ansonsten ist der Ball rund, es gibt keine Kleiderordnung,  und gespielt wird solange es Spaß macht. 

Lange Zeit war der Bolzplatz ein Ort wo sich fast nur Jungs trafen, Mädchen kamen nicht einmal als Zuschauerinnen vor. Denn, beim Bolzen ist Anzahl der Zaungäste zumeist übersichtlich. Bolzen und Straßenfußball lebt vom Mitspielen nicht vom ‚dumm‘ zuschauen. Wer lange genug auf einem Platz rumsteht, der wird häufig aufgefordert mitzumachen. Aber, jetzt machen auch immer mehr Frauen mit. Entweder sie haben eigene Teams oder es wird Mixed gekickt. Auch hier gilt das Straßenfußball-Moto: ‚Hauptsache es macht Spaß‘.

Bolzen wird Trendsport

Bolzen war und ist Fußball von unten, klar dass beim Straßenfußball immer Spieler, die auch in einem Verein regelmäßig spielten, dabei waren. Aber, der überwiegende Teil der Straßenfußballer kickt einfach nur so, mit relativ wenigen Ambitionen zum Zeitvertreib. 

Bis dann die findige Sportartikelindustrie und andere Sponsoren die Straßen-, Freizeit-, Theken- und Bolzplatzkicker als interessante Zielgruppe entdeckte. So hat die Mobilfunkmarke Congstar einige Jahre erfolgreich zusammen mit dem FC St. Pauli deutschlandweit Straßenfußballturniere (Congstar KIEZCHAMPION) ausgerichtet und die Endspiele wurden immer in Hamburg ausgetragen. Man soll sich nichts vormachen, der Sportartikelmarkt ist lukrativ und der Wettbewerb der Sportausrüster ist hart und die Bolzplatzkicker sind eine interessante Zielgruppe. 

Sponsoren steigen ein

Vorbei sind damit die Zeiten der holprigen Ascheplätze mit krummen Toren. Die Bolzplatzszene wird trendig und urban. So lief eine gut geölte Marketingmaschine für den Straßenfußball an. Coole und gekonnt inszenierte Videos wurden Online gestellt. Spezielles Sport-Equipment und Trikots wurde entwickelt. Es wurde trendige urbane Lifestyle Straßenfußball- und Pop up Turniere ausgerichtet, die als Events viele Besucher anzogen.

Doch, auch auf Spielerseite gehen die Uhren anders. In den Städten haben sich regelrechte Communities von Straßenfußballern gebildet. Viele Spieler, denen die Strukturen des deutschen Vereinsfußballs zu konservativ und zu reglementiert sind, sind mittlerweile dabei. Die Spieler organisieren sich selbst über Webseiten und Social Media oder nehmen an Sponsorenturnieren teil. Damit ist Straßenfußball strukturierter geworden. 

Die urbane Straßenfußballszene hat ein dynamisches, trendiges, modernes Image. Wenn Geld in den Straßenfußball fließt, kommt es den Strukturen entgegen und es können tolle Turniere organisiert werden. Auch von Seiten des offiziellen Sports gibt es immer weniger Berührungsängste. So richtet die Hamburger Sportjugend regelmäßig das Turnier: ‚Straßenfussball für Toleranz‘ aus. Das ist eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. In dem Sinn: ‚let’s kick, habt Spaß am Spiel, der Ball ist rund und die Mannschaft, die ein Tor mehr schießt, gewinnt.